Natur- und Heimatfreunde Rabenau e.V.

Der Rabenauer Grund – Rund um den Schanzenfelsen

Das Naturschutzgebiet Rabenauer Grund zählt zu den schönsten Wandergebieten der Dresdner Umgebung. Erst seit 1834 kann man es durchwandern. Das ist ein Verdienst des damaligen Besitzers der sogenannten „Großen Mühle“ Christian Friedrich Ehrlich, dem Besitzer der Mühle seit 1829.

Foto©Kerstin Lißke, Abzweig des Mühlgrabens unterhalb der Felsentreppe

Wer schon eher den Wunsch hegte, einmal das liebliche Felsental zu durchstreifen, der musste sich beim Durchqueren der Felsenschlucht von Tharandt oder Coßmannsdorf kommend auf abenteuerliche Sprünge einlassen und das Balancieren über bemoosten Felsen und feuchten Steinen im Wasser in Kauf nehmen. Manch einer wählte lieber den Anmarsch über Eckersdorf, um den Galgenberg herum und den Semmelsteg hinab zum Grund. Den nicht ganz legal produzierten Branntwein in der Mühle genoss man gerne. Doch wie dann weiter?

Diese Gedanken machte sich auch schon C.F. Ehrlichs Vorgänger, der Müller Samuel Richter. Um seinen immer zahlreicher kommenden Gästen eine schöne Aussicht zu verschaffen, ließ er 1827 einen Spazierweg zum nahen Schanzenfelsen anlegen, dem Felsgebilde jenseits der Roten Weißeritz am Rande des Buchwaldes in Sichtweite der Großen Mühle. Dieser Fels wurde von den Rabenauern bald auch Altarfelsen genannt. Der Grund: Unmittelbar unter dem schönen Aussichtsplatz hatte Müller Samuel Richter ab 1831 einen großen Schriftzug am Fels anbringen lassen, der über viele Jahre immer wieder erneuert wurde. „Jeder Fels ein Altar, vor dem Erhabenen zu beten“.

Vom Aussichtsplatz bot sich ein herrlicher Blick auf die Rote Weißeritz mit dem Wehr und dem dort abzweigenden Mühlgraben nebst Tunnel, ebenfalls 1827 vom tüchtigen Müller geschaffen. Dieser hatte nach einem großen Frühjahrshochwasser erhebliche Schäden an den Mühlanlagen zu verzeichnen. Daher erhöhte er das Wehr und verlegte es zurück. Mittels dem Tunnel konnte das Wasser nun geregelt zum Mühlgraben abfließen. Noch heute kann man diese Vorrichtung entdecken.

Foto© Horst Lorenz, 2017
Rote Weißeritz mit Abfluss des Mühlgrabens

Richter verkaufte 1829 die Mühle mit Gewinn an seinen Nachfolger Christian Friedrich Ehrlich, blieb aber wohlhabend in der Rabenauer Großen Mühle wohnen und verstarb 1841 im Alter von 71 Jahren.

Der Schanzen- oder Altarfelsen aber ist noch heute ein herrlicher Aussichtsplatz, wenn auch die Schrift am Fels längst verblichen ist. Über den Max-Anders-Steig am Rande des Buchwaldes und gegenüber dem Einstieg zum Wanderweg „Sagenhafter Mühlberg“ gelangt man hinauf. Welch prächtige Aussicht bietet sich hier!

Schweift der Blick links hinab sehen wir eine Stahlbogenbrücke der Weißeritztalbahn, welche die Rote Weißeritz überspannt und in der Winterzeit zum beleuchteten Schwippbogen wird.
Wir erblicken die Anlagen des Mühlgrabens, darüber die steile Felsentreppe und unweit die Einkehrstätte „Zum Wanderer“, einstmals der Salon, zur Rabenauer Mühle gehörig, später dann ein Übernachtungsort für Wanderfreunde.

Foto©Kerstin Lißke, Januar 2025

Neben der sich aufwärts windenden Straße nach Lübau steht die schöne Rabenauer Mühle und nicht weit entfernt am Grundweg findet man eine interessante Anlage des Energielehrpfades. Schweift der Blick nach oben zum Hang auf der hiesigen Seite entdeckt man am Fels ein Ausguck, den Großvaterstuhl. Dieser liegt am Sagenweg in den Hainleiten. In blattlosen Jahreszeiten kann man hoch oben gelb hervorblitzend das Hotel König-Albert-Höhe ausmachen. Weiter vorn am Hang wieder ein Felsgebilde mit Ausblick, die Bastei genannt. Dahin ließ der Erschließer des Rabenauer Grundes C.F. Ehrlich noch vor der Fertigstellung des Grundweges einen Pfad anlegen. Heute noch erreicht man darauf die Bastei, den Konrad-Grüttner-Platz, den Sagenweg und den Aufstieg zum Galgenberg.

Seit 1882 verkehrt auf den Bahngleisen im Grund die „Bimmelbahn“, Deutschlands älteste noch in Betrieb befindliche Schmalspurbahn. Von den einstigen Bahngebäuden, wie dem hölzernen Wartehäuschen, das wegen seines Überhanges am Fluß „Schwalbennest“ genannt wurde oder vom einstigen Güterschuppen und der Wasserversorgung für die Lokomotiven zeugen nur noch Bilder an den Tafeln am Bahnhof Rabenau. Dann nochmals ein Blick zur Straße und schließlich zum Gestein an der Aussicht Schanzenfelsen.

Foto: © Horst Lorenz, 2017, Eine sportliche Herausforderung: die Felsentreppe

Beim Verlassen denkt man vielleicht noch einmal an Rabenaus Geschichte. Von dieser von der Natur geschaffenen Schanze aus sollen am 17. April 1639 die Rabenauer die auf der alten Heeresstraße von Borlas kommenden sengenden, mordenden und raubenden schwedischen Soldaten unter General Banér mit Büchsendonner empfangen haben. Daher auch der weitere Name dieses Ortes: Schwedenschanze. Sie konnten das Heer nicht aufhalten. Rabenau wurde in Schutt und Asche gelegt.

Kerstin Lißke, März 2025